S 36 Murtal Schnellstraße – Planungsstopp: „Haben jahrelanges Hinhalten satt“

Im Jahre 2013 hat die ASFINAG mit den Neuplanungen für den etwa zwölf Kilometer langen Abschnitt von Judenburg bis St. Georgen ob Judenburg begonnen. Für die Trassenfindung wurden neben neuen Trassierungsmöglichkeiten auch Vorschläge aus früher ausgearbeiteten Projekten einbezogen. Die nun ausgewählte Trasse orientiert sich an der bestehenden Landesstraße B 317 und quert die Ortschaften Rothenthurm, St. Peter ob Judenburg und Wöll jeweils mittels einer Unterflurtrasse. Das Vorprojekt wurde am 18. 4. 2017 beim BMVIT eingereicht. Die Verordnung nach § 14 BStG (Bundesstraßenplanungsgebiet) wurde Mitte 2019 erlassen. Eckdaten:
Gesamtlänge 12 Kilometer
Gesamtkosten ca. 368 Millionen Euro
Geplanter Baubeginn 2025
Geplante Gesamtverkehrsfreigabe 2030
• Sicher unterwegs Der vierspurige Ausbau mit einer baulichen Mitteltrennung sorgt für deutlich mehr Verkehrssicherheit.
• Mehr Lebensqualität Die Ortschaften werden vom Durchzugsverkehr entlastet, die drei Unterflurtrassen führen den Verkehr unter dem Ortsgebiet hindurch.
• Bessere Erreichbarkeit, gestärkte Wirtschaft Der Standort Region Murtal wird durch bessere Erreichbarkeit aufgewertet, Betriebsansiedlungen werden durch den Ausbau der S 36 unterstützt. Somit wird im engen Tal keine zusätzliche Verkehrsachse geschaffen und eine weitere Zerschneidung vermieden. Weiters garantiert die Variante die geringste Beeinflussung des Natura-2000-Raumes an der Mur, sowie minimale Flächenverluste für Land- und Forstwirtschaft. Die Ortsquerungen mittels Unterflurtrasse eröffnen neue Ortsentwicklungspotentiale. Ziel der neuen Trassenführung ist eine bedarfsgerechte Lösung für die Region, die Entlastung der Ortschaften vom Durchzugsverkehr und die Errichtung einer sicheren Verkehrsverbindung von Judenburg bis Scheifling. Auf Basis des Vorprojektes wurden im Sommer 2017 die Arbeiten zur nächsten Planungsstufe, dem sogenannten Einreichprojekt, gestartet. Nach der
Bezirksleitung | Burggasse 63, 8750 Judenburg | T +43 664 60506265 | murtal@wirtschaftsbund.st | www.wirtschaftsbund.st
Fertigstellung des Einreichprojektes wird die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchgeführt. In den Jahren 2017 und 2018 wurden umfangreiche Grundlagenerhebungen durchgeführt. Nach den Vermessungsarbeiten, Verkehrserhebungen (Verkehrszählungen und Befragungen), Erhebungen im Fachbereich Tiere und Pflanzen, konnte im Sommer 2018 auch eine weitere ergänzende Baugrunduntersuchung abgeschlossen werden. Im Jahr 2019 wurde das technische Projekt auf Basis der Grundlagen weiter vertieft bzw. wurde auch die Abwicklung der Bauphase ausgearbeitet. Der Fortschritt der Planungen wurde und wird der Bevölkerung im Rahmen von Arbeitsgruppensitzungen in regelmäßigen Abständen, kommuniziert und diskutiert. Die Einreichung zur UVP ist im Jahr 2021 vorgesehen. Im Vorfeld ist eine Planungsausstellung vorgesehen. Die bauliche Umsetzung ist zwischen 2025 und 2030 geplant.
Dass die Planungen für den Weiterbau der S36 in Richtung Westen nun de facto gestoppt sind, regt in der Region gehörig auf, da die Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne), wie berichtet, als Eigentümervertreterin der ASFINAG angeordnet hat, alle Neu- und Ausbauprojekte zu evaluieren:
Wirtschaftsbund-Obmann Norbert Steinwidder: „Wir sind echt sauer. Es kann ja nicht sein, dass man in einer Umweltverträglichkeitsprüfung alles Mögliche prüft und bewertet, und dann wird ein Projekt aus rein politischen Motiven wieder verzögert, das ist völlig unverständlich und realitätsfremd. Das ist der falsche Weg!“
Er frage sich, welchen Sinn eine UVP überhaupt noch habe, wenn dann erst wieder Evaluierungen angeordnet werden.
Das Asfinag-Bauprogramm wird aktuell im Klimaschutzministerium evaluiert. Die
Infrastruktur, die heute errichtet wird, hat großen Einfluss darauf, wie das Mobilitätssystem morgen aussieht, heißt es seitens des Ministeriums. Die Evaluierung soll bis Herbst abgeschlossen sein. „Erst nach Vorliegen des Evaluierunsergebnisses und Abschluss aller notwendigen Verfahren können weitere Schritte begonnen werden.“
„Frechheit und Frotzelei“
„Dass wir im Murtal mit unseren Verkehrsproblemen schon jahrelang von Seiten des Bundes immer wieder vertröstet wurden, sind wir gewohnt, aber was jetzt vonstattengeht, ist eine Frechheit und grenzt an Frotzelei“, schreibt Steinwidder der Ministerin ins Stammbuch. Die Mobilität in unserer Region ist im Vergleich zu vielen anderen in Österreich stark eingeschränkt. Ich werde das Gefühl nicht los, dass „in Wien Kräfte am Werk , die das Projekt bremsen oder gar verhindern wollen“.