VP-Ortsparteitag in Pölstal: St. Johann verliert immer mehr an Lebenssaft

Am Beispiel der Marktgemeinde Pölstal zeigen sich nicht nur die erwünschten positiven Synergieeffekte aus der 2015 erfolgten Gemeindezusammenlegung. Deutlich treten hier auch die Schattenseiten zutage wie die Entwicklung in der ehemaligen Gemeinde St. Johann am Tauern zeigt.

Die Ortschaft mutiert langsam aber sicher zu einer Art „Geisterdorf“, die Situation ist – so Bürgermeister Alois Mayer – bereits prekär. Der Niedergang wurde 2015 mit der Schließung der einzigen Bankfiliale eingeleitet, kurz darauf hat ein größerer Gastbetrieb geschlossen und damit das gesellschaftliche Leben fast zum Erliegen gebracht. Damit nicht genug: Nun geht es auch der Volksschule an den Kragen, deren Schließung beschlossene Sache ist. Die Jugend hat der Ortschaft an der Tauernbundesstrasse schon längst den Rücken gekehrt:

„Mittlerweile ist es angesichts der ständig sinkenden Kinderzahlen auch fraglich, ob der Kindergarten weiter Bestand haben kann“, so der Bürgermeister im Rahmen des am vergangenen Freitag im Gasthaus Pripfl abgehaltenen ÖVP-Ortsparteitages, bei dem auch die finanzielle Situation der Marktgemeinde Pölstal – sie setzt sich nun aus den ehemaligen Kommunen Oberzeiring, St. Oswald-Möderbrugg, Bretstein und St. Johann am Tauern zusammen – zur Sprache gelangte. „Wir sind derzeit noch eine Abgangsgemeinde und müssen uns an eine penible Kostenführung halten. Außerdem sind wir auf die Bedarfszuweisungen des Landes angewiesen“, so der Bürgermeister. In den zehn Ausschüssen, die von den Gemeinderäten gebildet werden, zeichne die Volkspartei mit der Führung von neun Ausschüssen federführend. Einig sei man, dass die Förderung der örtlichen Vereine ein wichtiges Anliegen sei, um der Bevölkerung damit nicht nur Kultur, sondern auch ein Stück „Heimat“ zu bieten. „Optimismus ist nur dann berechtigt, wenn endlich wirksame Maßnahmen zur Förderung des ländlichen Raumes gesetzt werden“, forderte Bürgermeister Alois Mayer.

Dies bestätigte auch NRAbg. Fritz Grillitsch, der als politischer Referent zum Ortsparteitag erschienen war. „Es geht nicht an, daß ein Bewohner in Wien auf Grund des bestehenden Finanzausgleiches 1.400 Euro wert ist, in der Gemeinde Pölstal jedoch nur 600 Euro!“ Eine entsprechende Reform sei höchst dringlich, um das Leben in ländlichen Gemeinden weiter lebenswert gestalten zu können.

In einem bundespolitischen Exkurs unter Bezugnahme auf die bevorstehenden Nationalratswahlen warnte Grillitsch davor, die ÖVP in die Oppositionsrolle zu führen. „Die Volkspartei ist keine Oppositionspartei. Wir  es nicht in die Regierung schaffen, besteht die Gefahr, daß die Bünde die Partei zerreißen und in alle Richtungen stoben“, so Grillitsch. Mit ÖVP, SPÖ und FPÖ stünden drei gleich große Parteien zur Wahl: „Erfolgreich wird der sein, dem die Mobilisierung seiner Wähler am besten gelingt!“

Die Neuwahl des Parteivorstandes erbrachte die Wiederwahl von Alois Mayer zum Obmann, zu seinen Stellvertretern wurden Friederike Fritz, Ewald Haingartner und Andreas Fussi gewählt. Als Organisationsreferent wird Annette Strasser, als Finanzreferent Andreas Stocker tätig sein.

Waldhuber