Gedanken zur Corona-Krise von Bundesrätin Isabella Kaltenegger unter dem Motto „In jeder Krise steckt auch eine Chance“

„Was wir in diesen schwierigen Zeiten lernen und worauf wir stolz sein können“

Wer hätte vor einem Monat gedacht, dass so vieles was damals wichtig war, heute ganz unwichtig ist und wer hätte damals daran gedacht, dass die Welt innerhalb von wenigen Tagen eine ganz andere sein kann.

Covid-19 stellt unser Land, stellt die ganze Welt vor eine, seit dem 2 Weltkrieg nie dagewesene Herausforderung.

Für tausende Wirtschaftsbetriebe bedeutet diese Krise eine echte Existenzbedrohung und damit sind auch hunderttausende Arbeitnehmer in ihrer Existenz gefährdet. Man sieht hier wie eng vernetzt unser System ist. Ich bin sehr froh darüber, dass unsere Bundesregierung kurzfristig Maßnahmen gesetzt hat, die Betrieben das Überleben und damit den Menschen Arbeitsplätze zu sichern hilft.

Aber: Wir werden diese Krise überstehen und wir sollten bei den vielen negativen und angstmachenden Meldungen auch Optimismus, Mut, Entschlossenheit und Lebensfreude nicht vergessen und wir haben dazu auch sehr gute Gründe.

Wir können stolz darauf sein in einem Land zu leben, dass durch mutige und entschlossene Entscheidungen der Verantwortungsträger, beispielgebend mit den Auswirkungen dieser Krise umgeht.

Wir können stolz darauf sein, dass wir ein Gesundheitswesen haben um das uns fast alle Länder dieser Welt beneiden und wir Ärzte, Krankenschwestern und verschiedenste Mitarbeiter in diesem Bereich haben, die dem Ernst der Lage entsprechend mit Umsicht agieren.

Wir können stolz darauf sein, dass Wirtschafts-und Arbeitnehmervertreter in schwierigen Zeiten zusammenstehen und gemeinsam an einem Strang ziehen.

Wir können stolz darauf sein, dass Wirtschafts- und Landwirtschaftsvertreter gemeinsam regionale Initiativen und Strukturen bewerben und damit stärken.

Wir können stolz darauf sein, in einer solidarischen Gesellschaft zu leben, in der sich Menschen gegenseitig helfen und in der Rücksicht aufeinander  genommen wird.

Und wir können froh darüber sein ein funktionierendes Netz an krisensicherer Nahversorgung mit hochwertigen Lebensmitteln zu haben. Es sollte uns gerade jetzt bewusst werden, wie wichtig es ist , vor Ort zehntausende in der Landwirtschaft tätige Menschen zu haben, die uns mit den wichtigsten Grundnahrungsmitteln wie Getreide, Fleisch, Milch u.v.m. versorgen.

Wir sollten danach aber auch eine ernsthafte Diskussion darüber führen, welche Aufgaben und welche Schwerpunkte sich die Europäische Union künftig setzen sollte , denn gerade in dieser Krise sind aus meiner Sicht seitens der EU viel zu wenig , viel zu spät und zum Teil auch gar keine Maßnahmen gesetzt worden.

Ich bin optimistisch, dass diese Krise auch nachhaltig positive Veränderungen in unserer Gesellschaft bewirken wird. Wenn wir es schaffen, dauerhaft das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen.

Wir müssen dauerhaft – auch nach der Krise –  kleinkarierten Parteienstreit hintanstellen und stattdessen gemeinsam für eine gute Entwicklung in unserer Gesellschaft und für unsere Region  arbeiten

Und wenn wir aus dieser Krise lernen und die Bedeutung funktionierender regionaler Strukturen nicht mehr vergessen, können wir auch dauerhaft und nachhaltig die Existenz unserer bäuerlichen Betriebe sicherstellen und damit auch den Bäuerinnen und Bauern jene Anerkennung und Respekt beweisen, der ihnen zusteht. Sie verdienen es nicht nur in Krisenzeiten, genauso wie alle Arbeiter und Angestellten, Wirtschaftstreibende, Beamte, Ärztinnen und Ärzte, Pflegedienstmitarbeiter, Polizisten und alle anderen Berufsgruppen.

Wenn wir das beherzigen wird diese Krise auch etwas positives haben und unserer Gesellschaft noch ein wenig besser machen als sie jetzt ist.