Ein steirisches Pilotprojekt: HTL Zeltweg startet mit Fachschule für Baugewerbe

Wie viele andere Wirtschaftsbereiche leidet derzeit auch die Baubranche unter einem akuten Facharbeitermangel. In der ganzen Steiermark werden Fachkräfte gesucht, die über eine abgeschlossene Maurer-, Schalungsbauer- oder Tiefbauerlehre verfügen. Woher nehmen ? Diese Frage beschäftigt auch den Leiter der HTL Zeltweg, Arno Martetschläger, der am vergangenen Montag im Rahmen einer Pressekonferenz eine Antwort gab:

Mit Beginn des kommenden Schuljahres startet am Standort Zeltweg eine Baufachschule mit einer dreieinhalbjährigen Ausbildungszeit. Interessenten können sich in diese mit einem Betriebspraktikum verbundene Schule bereits ab dem abgeschlossenen achten Schuljahr einschreiben und müssen nicht – wie bei einer klassischen Lehre – zuvor das polytechnische Jahr absolvieren.

„Die Bedeckung des Facharbeiterbedarfs rein über die Lehrlingsausbildung ist fast nicht mehr erreichbar, sodass nach anderen Möglichkeiten gesucht werden muss, um einerseits dem erhöhten Lehrlingsbedarf gerecht zu werden und andererseits zusätzliche Facharbeiterausbildungen in der Region zu etablieren“, erklärte Martetschläger. Daher habe man sich in Zeltweg zu diesem außergewöhnlichen Schritt entschlossen, der in der Steiermark ein Pilotprojekt darstellt. In Kooperation mit der Bauakademie Übelbach sehe man hier die Möglichkeit, mit der heimischen Wirtschaft einen engen Kontakt zu schließen.

Walther Wessiak, Vertreter der Bau+Brunnen-Consulting ergänzt: „Die steirische Bauwirtschaft ist eine Schlüsselindustrie und benötigt jährlich bis zu 250 neue Facharbeiter, um die an sie gestellten Aufgaben zu erfüllen. Dazu kommt, dass sich das technische Wissen alle zehn Jahre verdoppelt.“ Baufacharbeiter seien heute hochtechnologische Mitarbeiter, die eine fundierte Ausbildung benötigen, um in ihrem Fach zu bestehen.

„Diese Voraussetzungen bietet die HTL Zeltweg“, so Schulleiter Arno Martetschläger. In der gesamten Obersteiermark gebe es keine äquivalente Ausbildung: „Wir sehen daher die Bezirke Murau, Murtal und Leoben als direktes Einzugsgebiet für die geplante Fachschule.“ Derzeit schätzt man für kommenden Herbst eine Teilnehmeranzahl von 25 Interessenten. Das entspricht einer Klasse: „Sollte der Zuzug deutlich höher sein, sind wir auch in der Lage, mit zwei Klassen zu beginnen“, ist Martetschläger überzeugt.

Nach Abschluss der dreieinhalbjährigen Ausbildung können sich die Absolventen als Facharbeiter bezeichnen, direkt in das Berufsleben einsteigen oder eine Form der Weiterbildung wählen, an deren Ende auch die Qualifikation eines Baumeisters stehen kann.

Zur Realisierung der neuen Fachschule wird die Abteilung Bautechnik der HTL Zeltweg unter der Leitung von Architekt Manfred Kerbler eine Partnerschaft mit der in Übelbach ansässigen Bauakademie Steiermark eingehen. Die Bauakademie Übelbach ist eine Ausbildungseinrichtung der Bauinnung und das dritte Standbein in der einzigartigen „Trialen Ausbildung“ neben der Berufsschule und dem Lehrbetrieb in der Facharbeiterausbildung im Baugewerbe. „Durch diese zukunftsweisende Zusammenarbeit der beiden Bildungseinrichtungen kann sichergestellt werden, dass Anforderungen des Baugewerbes zeitnahe an die Schule weitergetragen werden, aber auch aktuelles Know-how von der Bauwirtschaft an die Schule weitergegeben wird“, so Abteilungsvorstand Manfred Kerbler, der sich davon auch zusätzliche positive Aspekte in der höheren Abteilung für Bautechnik in Zeltweg erwartet.

Waldhuber