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Josef Scharf’s neuer Bildband: Mit dem Obersteiger in Fohnsdorfs Bergbaugeschichte

Es sind hunderte Fotos, viele davon wurden bis heute noch nie veröffentlicht, die Josef Scharf zusammengetragen, bearbeitet und beschriftet hat. Gemeinsam mit dem Montanmuseum hat der pensionierte Fohnsdorfer Obersteiger – ein ausgezeichneter Kenner der Geschichte des Fohnsdorfer Bergbaues – diese Illustrationen in eine spannende Bilderreise verpackt, die in eine vergangene, überaus faszinierende Arbeitswelt führt. Der knapp 100 Seite starke, überaus gefällige Bildband, der in einer Auflage von eintausend Exemplaren erschien, wurde vor wenigen Tagen der Öffentlichkeit präsentiert.

„Dieses Buch soll für unsere Nachwelt erhalten bleiben. Es zeigt anschaulich auf, wie es bei uns in Fohnsdorf mit dem Bergbau war. Die Bilder reichen vom legendären Abbau 52 im Karl-August-Schacht bis zum tiefsten Horizont im Wodzicki-Schacht, der bis 1.130 Meter unter der Erde reichte“, so der Obmann des Fohnsdorfer Museumsvereines, Heinz Kopp im Rahmen der Präsentation.

Eine kurze Beschreibung der Fohnsdorfer Bergbaugeschichte geht der Bildersammlung voraus. Sie reicht 350 Jahre zurück. 1670 gilt als das Jahr der Entdeckung der Fohnsdorfer Kohlenlagerstätte durch Johann Adolf von Schwarzenberg, der den Bereich um Dietersdorf zu seinem Grundbesitz zählen konnte. „Die Fohnsdorfer Kohle konnte als gute Glanzkohle bezeichnet werden“, weiß Buchautor Josef Scharf zu berichten. Sie ist eine sogenannte Hartbraunkohle mit einem Heizwert von durchschnittlich 5000 Kilokalorien und einem Wasseranteil von knapp zehn Prozent.

Blättert man durch das interessante Buch, das durch genaue Beschreibungen ein Eintauchen in die Bergbaugeschichte möglich macht, fallen einem Baulichkeiten auf, die längst aus dem Fohnsdorfer Ortsbild verschwunden sind. So beispielsweise die großen Kühlturme, in denen die Luft mit 8000 Kubikmeter pro Minute aus der Grube herausgesaugt wurde. Aber auch andere geschichtliche Denkwürdigkeiten sind in dem neuen Bildband vermerkt, wie Obmann Heinz Kopp berichtet:

„Bezogen auf die Gemeindeflächen der Gegenwart wäre die heutige Gemeinde Fohnsdorf in den Jahren von 1890 bis 1910 nach Graz und Leoben die bevölkerungsreichste Gemeinde der heutigen Steiermark gewesen. Bei rund 10.000 Gemeindebewohnern war ein Viertel der Wohnbevölkerung im Kohlenbergbau beschäftigt!“ Schon damals kamen die Beschwerden wegen der Luftverschmutzung und der Gerichsbelästigung von der Stadtgemeinde Judenburg. Das hatte seinen guten Grund und ging auf eine wirtschaftliche Rivalität zurück, weiß Josef Scharf zu berichten: Die Vorteile aus dem Bergbau waren für Judenburg sehr gering, weil die Knappen ihre Bedürfnisse in Fohnsdorf selbst deckten!“

Aus dem Buch erfährt man, dass Fohnsdorfs Kohlenbergbau sogar den Weg in die österreichische Philatelie gefunden hatte. Anfang der Fünfzigerjahre erschienen im Rahmen des Wiederaufbaues zwei Briefmarken mit Motiven eines Bergmannes und des Wodzicki-Schachtes mit einem Nennwert von 20 und 50 Groschen.

 

Waldhuber