Wirtschaftsbarometer Murtal: Die Konjunkturerholung ist im Murtal noch nicht angekommen

Die Konjunkturlage im Murtal bleibt auch im 1. Halbjahr 2017 angespannt, die Salden im aktuellen Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark befinden sich überwiegend im negativen Bereich. In der Steiermark haben insgesamt 706 steirische Unternehmerinnen und Unternehmer an dieser großen Konjunkturumfrage teilgenommen. Sie spiegelt sämtliche Branchen, Regionen und Betriebsgrößen wider und lässt darüber hinaus auch einen Vergleich mit bundesweiten Daten zu.
Bei einem Blick auf das regionale Konjunkturprofil geben lediglich die erwartete Umsatz- und Auftragsentwicklung Anlass zur Hoffnung auf eine baldige Besserung, die Erwartungen liegen deutlich über dem Niveau der Herbst-Umfrage. Auch das allgemeine Wirtschaftsklima der kommenden 12 Monate wird trotz mäßiger Entwicklung der bisherigen Geschäftslage positiv beurteilt. Der lang erwartete Aufschwung scheint damit nun nach fast zehn mageren Konjunkturjahren greifbar zu werden. Trotzdem warnt WKO Präsident Herk vor voreiligem Jubel: „Trotz einiger Lichtblicke, sind die Zahlen insgesamt wenig erfreulich. Die Regierung darf daher nicht wieder in einen politischen Stillstand verfallen, so wie es in den vergangenen Jahren allzu oft der Fall war. Es braucht Reformen, damit die Wirtschaft an Fahrt aufnehmen kann.“

Die Konjunktur in der Steiermark hat in den vergangenen sechs Monaten zwar insgesamt an Dynamik gewonnen, im Murtal ist diese Konjunkturaufhellung jedoch noch nicht angekommen. Die Salden liegen überwiegend im negativen Bereich: Beim bisherigen Umsatz beträgt der Negativsaldo -37,5 Prozentpunkte, bei der Auftragslage -3,5 Prozentpunkte, beim Preisniveau -10,9 Prozentpunkte und bei der Beschäftigung -33,9 Prozentpunkte. „Die Konjunkturlage im Murtal bleibt weiterhin angespannt, auch wenn einige Indikatoren Anlass zur Hoffnung geben“, so Regionalstellenobmann Norbert Steinwidder. Denn das wirtschaftliche Gesamtklima wird deutlich positiv bewertet: Konkret beurteilen 54,4% die wirtschaftliche Entwicklung der letzten 12 Monate positiv und 24,1% negativ. Das ergibt einen Saldowert von +30,2 Prozentpunkten. Noch besser fallen die Erwartungen aus: Hier liegt der Saldowert bei +53,1 Prozentpunkten, womit 60,1 % der befragten Betriebe im Murtal von einer Verbesserung des allgemeinen Wirtschaftsklimas ausgehen.

So schätzen die Unternehmer im Murtal die Geschäftsentwicklung ein

UMSATZ. Im Murtal ist – anders als in den übrigen steirischen Regionen – keine Besserung der konjunkturellen Lage zu erkennen. Der Saldo des bisherigen Gesamtumsatzes liegt 2017 unter der Nulllinie, womit mehr Unternehmen ein Umsatzminus (58,4 %) als ein Umsatzplus (20,9 %) verzeichnen. Die Erwartungen an das kommende Jahr sind dennoch optimistisch: Bei einem Saldo von 44,5 Prozentpunkten blicken 49,8 % zuversichtlich und 5,3 % pessimistisch in die Zukunft.

AUFTRAGSLAGE. Auch die Auftragslage der vergangenen 12 Monate wird von den Murtaler Unternehmen weitgehend negativ beurteilt. 33,1 % berichten von steigenden, 36,6 % von sinkenden Auftragszahlen. Daraus resultiert ein Negativsaldo von 3,5 Prozentpunkten, welcher zu der insgesamt eher mäßigen Stimmung der Murtaler Unternehmerschaft passt. Die Erwartungshaltung ist nichtsdestotrotz weitgehend optimistisch: 35,9 % rechnen mit einer Verbesserung und 8,1 % mit einer Verschlechterung ihrer Auftragssituation (Erwartungssaldo: 27,8 Prozentpunkte).

PREISE. In Bezug auf die Verkaufspreise lässt sich ebenfalls ein erhöhter Druck beobachten: Mit einem Negativsaldo von 10,9 Prozentpunkten wurde das bisherige Preisniveau eher gesenkt (22,9 %) als erhöht (12,0 %). Diese Entwicklung dürfte sich auch künftig fortsetzen: 26,4 % rechnen mit einer (weiteren) Preissenkung und nur 8,5 % mit einer Erhöhung (Saldo: 17,9 Prozentpunkte).

INVESTITIONEN. Etwas verbessert haben sich gegenüber der Herbst-Umfrage die Salden zur Investitionstätigkeit, wenngleich diese im Steiermarkvergleich eher unterdurchschnittlich stark ausgeprägt sind. 19,0 % der befragten Murtaler Unternehmen haben in den vergangenen 12 Monaten mehr und 8,9 % weniger investiert (Saldo bisher: 10,1 Prozentpunkte). Eine klare Zunahme der Investitionstätigkeit ist auch künftig nicht zu erwarten: Positive (15,6 %) und negative Einschätzungen (15,4 %) halten sich annähernd die Waage.

BESCHÄFTIGUNG. Der getrübten Stimmung entsprechend fallen auch die Rückmeldungen zur Beschäftigungsentwicklung aus. Sowohl in Bezug auf den bisherigen als auch erwarteten Beschäftigungsstand überwiegen die negativen Einschätzungen (Saldo bisher: 33,9 Prozentpunkte; erwartet: 13,5 Prozentpunkte).

„Auf die neue Regierung wartet viel Arbeit“

Damit sich die Konjunktur positiv entwickeln kann, braucht es rasch wieder eine handlungsfähige Regierung. „Das Ziel muss sein, nach der Wahl am 15. Oktober so rasch als möglich wieder anzupacken“, betont Präsident Herk. Die Wirtschaft müsse mit Investitionsanreizen auf Kurs gehalten werden. Dies soll beispielsweise mit der Wiedereinführung des Investitionsfreibetrages gelingen. Die Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter soll auf 1.500 Euro angehoben werden. „Außerdem muss die neue Regierung dringend nötige Reformen, die in den vergangenen Jahren immer wieder auf die lange Bank geschoben wurden, umsetzen.“ Konkret nennt er dabei die Eindämmung der kalten Progression, aber auch eine Eindämmung der überbordenden Bürokratie. So sollen Bagatellsteuern ersatzlos gestrichen, der Vorschriftendschungel gelichtet und ein Paradigmenwechsel in der öffentlichen Verwaltung eingeleitet werden. „Das Prinzip muss künftig lauten: Beraten statt strafen“, fordert Herk.
Es sei für Unternehmer mittlerweile völlig unmöglich, die mehr als 110.000 Bestimmungen und Vorschriften auf Punkt und Beistrich einzuhalten.

Neben diesen Themen muss auch der Faktor Arbeit weiter entlastet werden: Die Lohnnebenkosten müssen sinken, Arbeitszeiten flexibler und modern gestaltbarer sowie Zumutbarkeitsbestimmungen verschärft werden. Die Forderungen im Überblick:

Impulse für private Investitionen
 Investitionsfreibetrag
 Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter: 1.500 €
 Degressive AfA (Abschreibung für Abnutzung)

Mehr Entlastung und weniger Bürokratie
 Kalte Progression eindämmen
 Prinzip „beraten statt strafen“ verankern
 Bagatellsteuern ersatzlos streichen

Flexible Arbeit ist sichere Arbeit
 Lohnnebenkosten senken
 Zumutbarkeitsbestimmungen verschärfen
 Arbeitszeit flexibilisieren