Wirtschaftsbarometer: Erste Anzeichen einer leichten Konjunkturerholung

 Kapazitätsauslastung, Auftragslage und Investitionen entwickeln sich im aktuellen Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark leicht positiv, trotzdem bleibt die Unsicherheit in der konjunkturellen Gesamtsicht vorherrschend: 21 Prozent der befragten Unternehmen erwarten eine Verschlechterung der Lage, nur 13 Prozent gehen von einer Besserung aus.

Somit ist der Erwartungssaldo ein weiteres Mal negativ (-8 Prozentpunkte). Aber immerhin: Die meisten Trendpfeile zeigen nach oben. Für WK-Präsident Ing. Josef Herk der anlässlich eines gemeinsamen Pressegespräches mit LAbg. Bgm. Hermann Hartleb, RStO Norbert Steinwidder, WB-Obmann Karl Schmidhofer, RStO-Stv. Hans Wimmer und WK-Regionalstellenleiter Mag. Michael Gassner betonte das es erste Anzeichen einer leichten Konjunkturerholung gibt und in diesem Zusammenhang forderte diese jetzt vor allem mit investitionsfördernden Maßnahmen zu stärken. 

Erste positive Ansätze sind erkennbar – die konjunkturelle Gesamtsicht bleibt aber von Unsicherheit geprägt. So lautet kurzgefasst die Quintessenz des aktuellen Wirtschaftsbarometers der WKO Steiermark. Demnach fallen zwar die Einschätzungen der Unternehmer zum bisherigen Geschäftsverlauf bezüglich Investitionen (+5,2 Prozentpunkte), Auftragslage (+20), Kapazitätsauslastung (+27,8) und auch Beschäftigung (+7,4) im Saldo positiv aus, die wirtschaftliche Gesamtsicht wird allerdings weiterhin negativ beurteilt. Im Detail: 20,9 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus, 12,7 Prozent von einer Besserung. Unterm Strich ergibt das ein Negativsaldo von -8,2 Prozent-punkten. Zur Erklärung: Diese Saldowerte werden berechnet aus den Unternehmen, die ihre Geschäftslage positiv bewerten, abgezogen jenen, die sie negativ beurteilen.

Die Umfrage ermöglicht direkte Vergleiche mit den bundesweiten Ergebnissen und bildet die gesamte Wirtschaft ab – vom Kleinstbetrieb bis zum Leitbetrieb. Mit interessanten Einblicken, wie der Präsident betont: „Das Konjunkturprofil von der Region Murtal ist zwar weiterhin durchwachsen, liegt in vielen Bereichen aber über dem Bundesschnitt. Getragen wird diese leichte Besserung vor allem von der Exportwirtschaft, also der internationalen Wirtschaftsdynamik, der Österreich leider noch immer hinterherhinkt. Um diese Lücke zu schließen braucht es eine neue Offenheit und Ehrlichkeit von Politik und Sozialpartnern gegenüber den vielen real existierenden Herausforderungen.“

So schätzen die Murtaler Unternehmer die Geschäftsentwicklung ein (RStO Norbert Steinwidder)

UMSATZ. Der Gesamtumsatz der befragten Unternehmen im Murtal blieb größtenteils konstant: 69,7 % gaben bei der diesjährigen Herbstumfrage an, dass der Gesamtumsatz in den vergangenen 12 Monaten unverändert blieb. Der leicht negative Saldo von ‑3,3 Prozentpunkten resultiert aus 13,5 % die sich über steigende Umsätze freuten, während sich 16,8 % mit sinkenden Umsätzen konfrontiert sahen. Die Erwartungen an das kommende Jahr sind mit einem Erwartungssaldo von 12,6 Prozentpunkten überwiegend von Optimismus geprägt.

 

INVESTITIONEN. Die Investitionsfreude der Unternehmen im Murtal zeigt sich getrübt: Mit einem Saldo von 5,2 Prozentpunkten liegt das Murtal unter dem Steiermarkschnitt von 6,0 Prozentpunkten. Für das kommende Jahr ist die Stimmung überwiegend pessimistisch: Der Erwartungssaldo fällt auf ‑17,2 Prozentpunkten. Im Detail gehen nur 27,1 % der befragten Betriebe von einer Zunahme und 44,3 % von einer Abnahme ihres Investitionsvolumens aus.

 

AUFTRAGSLAGE. Eine Aufwärtstendenz lässt sich bezüglich der Auftragssituation beobachten: Der Saldo der bisherigen Auftragslage steigt mit 20,0 Prozentpunkten über die Nulllinie. Auch der Erwartungssaldo klettert mit 4,9 Prozentpunkten in den positiven Bereich. 28,1 % der befragten Betriebe erwarten demnach eine Verbesserung und 23,3 % eine Verschlechterung ihrer Auftragssituation.

 

BESCHÄFTIGUNG. Etwas positiver als noch im Frühjahr 2015 angenommen gestaltet sich die Situation am Arbeitsmarkt im vergangenen Jahr: Der Saldo der bisherigen Beschäftigung steigt auf 7,4 Prozentpunkte. Von Pessimismus geprägt sind hingegen die Erwartungen: 43,5 % der befragten Betriebe rechnen in den kommenden 12 Monaten mit einem Personalabbau und 23,8 % mit einer Personalaufstockung. Der Erwartungssaldo von ‑19,7 Prozentpunkten deutet somit auf keine nachhaltige Entspannung der Arbeitsmarktsituation hin.

 

PREISE. Der Druck auf die Verkaufspreise ist im Murtal nach wie vor hoch: Mit einem Saldo von ‑19,1 Prozentpunkten vermelden mehr Unternehmen eine Preissenkung (44,8 %) als eine Preiserhöhung (25,7 %) in den vergangen 12 Monaten. Der Preisdruck dürfte auch in naher Zukunft nicht nachlassen: Der Erwartungssaldo ist mit ‑33,6 Prozentpunkten klar im negativen Bereich und markiert den zweitniedrigsten Wert im Regionenvergleich (Preise steigen: 8,3 %, sinken: 41,9 %).

 

Wirtschaft fordert Maßnahmen

Die Notwendigkeit tiefgreifender Systemreformen liegt für Ing. Josef Herk auf der Hand. Darüber hinaus brauche es aber auch ein Signal an die Unternehmerinnen und Unternehmer, „dass sich Leistung in diesem Land wieder lohnt und auch geschätzt wird“, betont der Präsident: „Die Politik muss ein Zeichen für ein neues Vertrauensklima setzten, denn Konjunktur passiert bekanntlich zu einem großen Teil in den Köpfen.“ Drei Punkte liegen ihm dabei besonders am Herzen:

 

 

Ø  Investitionen ankurbeln

„Wir müssen endlich das Wachstum ankurbeln und dazu braucht es neue Investitionen“, betont Josef Herk. Die WKO Steiermark macht sich hier für die Einführung eines Investitionsfreibetrags bzw. einer Investitionszuwachsprämie stark. Der Unternehmer würde dabei 10 Prozent seiner über dem Durchschnitt der drei letzten Kalenderjahre getätigten Investitionen vom Staat ersetzt bekommen. Damit sollte sich allein in der Steiermark das Investitionsvolumen um 70 bis 80 Millionen Euro steigern lassen, was rund 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze bedeuten würde. „Weiters machen wir uns für eine Anhebung der Grenze für geringfügige Wirtschaftsgüter auf 1.000 Euro stark, das würde vor allem Kleinunternehmer entlasten“, so Präsident. Derzeit liegt die seit dem Jahr 1982 nicht mehr valorisierte Grenze bei 400 Euro. Eine dritte, aus Sicht der WKO längst überfällige Maßnahme wäre der Vorsteuerabzug für betrieblich genutzten Pkw.

 

Ø  Unternehmen entlasten

Weniger ist mehr, sollte das neue Motto des Gesetzgebers lauten. Das beginnt bei den (oft willkürlichen) behördlichen Überprüfungen und reicht hin bis zu einer weiteren Reduktion der Beauftragten sowie einer Entbürokratisierung auf Landesebene, wo die WKO mit „Zukunft 2020“ ein eigenes Reformpapier vorgelegt hat. Ein weiterer Punkt ist die oft schwierige Abgrenzung von Selbständigen und Unselbständigen, was nicht selten existenzbedrohende Nachzahlungen an die GKK zur Folge hat. „Das Minimum das jedem Unternehmer, ja jedem Bürger zusteht, ist Rechtssicherheit. Diese ist hier nicht gegeben, da die zuständige Schlichtungsstelle sich als zahnlos erwiesen hat. Hier braucht es Reformen“, so Herk. Weiters macht sich die Wirtschaft für Erleichterungen bei fallweiser Beschäftigung stark.

 

Ø  Standort wettbewerbsfähig halten

Mehr Flexibilität und Senkung der Lohnnebenkosten hieße das Gebot der Stunde. Zusätzliche Belastungsideen, wie eine flächendeckende Lkw-Maut, lehnt der Präsident kategorisch ab: „Das würde unterm Strich sämtliche Branchen und damit den gesamten Wirtschaftsstandort belasten.“ Notwendig dagegen seien Infrastruktur fördernde Maßnahmen, wie der Straßen- und Bahnausbau sowie die Breitbandoffensive. Dritter Bereich: Die Einhaltung eines fairen Wettbewerbs, vor allem bei öffentlichen Ausschreibungen. „Das Bestbieterprinzip muss hier endlich das Billigstbieterprinzip ablösen so der Wirtschafskammerpräsident.

 

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