Verlieren wir den Boden unter den Füßen?

„Täglich werden in Österreich 20 Hektar wertvolle Wiesen und Äcker für Straßen, Siedlungen, Shopping-Center oder Industriehallen verbaut. Das entspreche der durchschnittlichen landwirtschaftlichen Fläche eines Bauernhofes oder 28 Fußballfeldern“, so Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung. „Diese Flächen stehen den nachfolgenden Generationen für die Produktion von Lebensmitteln nicht mehr zur Verfügung. Die durchschnittliche Fläche von 343 Bauernhöfen, das entspricht umgerechnet mehr als 10.000 Fußballfeldern, wurde in Österreich seit dem ersten Jänner bis heute bereits verbaut“, nennt Weinberger drastische Zahlen. Diese steigende Versiegelung von Agrarflächen hat ökologische, ökonomische und klimatische Auswirkungen. Auf 222.hagel.at zeigt ein Counter im Sekundentakt die verbaute landwirtschaftliche Fläche in Österreich an.

Ein Land ohne Landwirtschaft ist wie ein Fluss ohne Ufer betonten Kammerobmann Ök.-Rat Matthias Kranz und der Steirische Jungbauernobmann  DI. (FH) Leonhard Madl, welche auch den Bäuerinnen und Bauern im Murtal danke sagten für die nachhaltige Bewirtschaftung ihrer Flächen.

Durch die umweltschonende und Rücksichtsvolle Bewirtschaftung der murtaler Böden haben wir die große Ressource Wasser in bester Qualität für den Konsumenten am Markt. Nachdem das Jahr 2015 das Jahr des Bodens ist, wird es im Stadt-Land-Impulszentrum Murtal sowie in der Schauküche der Bezirkskammer für Land– und Forstwirtschaft Knittelfeld zahlreiche Aktivitäten zum Thema Klima-Bodenschutz geben.

In der Landwirtschaftllichen Fachschule Kobenz referierte Generaldirektor Dr. Kurt Weinberger zum Thema „Gehen uns bald die Böden aus?“ und gab es unter der Diskussionsleitung von Ing. Gerhard Lackner zahlreiche positive Beiträge zum Thema Bodenschutz. Generaldirektor Weinberger rief die Jugend auf, den Bodenverbrauch ohne Rücksicht auf Verluste nicht zuzulassen.

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Weitere Informationen zur Pressekonferenz:

Hagelversicherung: Österreich ist „Europameister“ bei der Verbauung fruchtbarer Böden – Steiermark über dem Österreichdurchschnitt

Knittelfeld (Österreichische Hagelversicherung, 9. Dezember 2014):

„Täglich werden in Österreich 20 Hektar wertvolle Wiesen und Äcker für Straßen, Siedlungen, Shopping-Center oder Industriehallen verbaut. Das entspreche der durchschnittlichen landwirtschaftlichen Fläche eines Bauernhofes oder 28 Fußballfeldern“, so Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung. „Diese Flächen stehen den nachfolgenden Generationen für die Produktion von Lebensmitteln nicht mehr zur Verfügung. Die durchschnittliche Fläche von 343 Bauernhöfen, das entspricht umgerechnet mehr als 10.000 Fußballfeldern, wurde in Österreich seit dem ersten Jänner bis heute bereits verbaut“, nennt Weinberger drastische Zahlen. Diese steigende Versiegelung von Agrarflächen hat ökologische, ökonomische und klimatische Auswirkungen. Auf www.hagel.at zeigt ein Counter im Sekundentakt die verbaute landwirtschaftliche Fläche in Österreich an.

Österreich ist „Europameister“ bei der Verbauung und Zerstörung  fruchtbarer Böden

Österreich hält bei der Verbauung der fruchtbaren Böden einen Negativrekord in Europa. Daher weist die Hagelversicherung, auch mit Unterstützung prominenter Meinungsbildner aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Fernsehen und Sport, schon seit einiger Zeit auf die überdurchschnittlich hohe Bodenversiegelung in unserer Heimat hin: Österreich hat 2013 1,80 m² Supermarktfläche pro Kopf zur Verfügung (Vgl. 2012: 1,75 m²), in Italien sind es beispielsweise nur 1 m² und in Frankreich 1,23 m². Während in Österreich jährlich 0,5 Prozent der Agrarflächen verbaut werden, sind es im Nachbarland Deutschland – wo es eine strukturiertere Raumordnung gibt – nur 0,25 Prozent, in Tschechien gar nur 0,17 Prozent. Die Steiermark liegt hier mit rund 0,75 Prozent verbauter Agrarflächen pro Jahr über dem bundesweiten Durchschnitt. Auf der anderen Seite verfügt Österreich über beachtliche Flächenressourcen in Form von Baulandreserven, Gewerbebrachen und untergenutztem Siedlungsbestand. Laut Umweltbundesamt gibt es 13.000 Hektar Industriebrachen, das entspricht der Fläche der Stadt Graz. Hochgerechnet auf alle leerstehenden Gewerbeflächen würde das rund 50.000 Hektar ausmachen. Eine Rückführung von diesen Brachflächen würde – ebenso wie die Revitalisierung von Ortskernen anstelle von Neubauten am Stadtrand – dem Trend der Versiegelung von Neuflächen entgegenwirken.

Verbauung: Gefahr für Lebensmittelversorgung und Tourismus – Unwetterschäden nehmen zu

Die Bodenversiegelung hat weitreichende negative Effekte auf viele verschiedene Bereiche.

Wirtschaftliche Folgen:

Durch die Versiegelung landwirtschaftlicher Nutzflächen wird die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln nachhaltig gefährdet. Im Jahr 2050 wird Österreich 9,5 Millionen Einwohner haben, das sind um 15 % mehr als jetzt. Das fruchtbare Agrarland reduziert sich aber bei fortschreitender Verbauung um 20 %. Das bedeutet, dass 2050 nur mehr vier Fünftel der Fläche zur Verfügung stehen um 15 % mehr Nahrungsmittel zu produzieren. Damit wird die Importabhängigkeit Österreichs noch größer.

Ökologische Folgen:

Der Boden als Wasser- und CO2-Speicher ist entscheidend für eine funktionierende Umwelt. Fällt der Boden durch die fortschreitende Versiegelung als Wasserspeicher weg, kann das Wasser bei Starkniederschlägen nicht mehr versickern, Schäden durch Hochwasser häufen sich. Ebenso ist die Artenvielfalt gefährdet, da der Boden als Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere verloren geht.

 Klimatische Folgen:

Der Bodenverbrauch hat unmittelbaren Einfluss auf den Klimawandel. Wenn derart große Flächen des CO2-Speichers „Boden“ versiegelt werden, beschleunigt dies den Klimawandel und damit die Zunahme von Wetterextremereignissen wie beispielsweise Dürreperioden.

Volkswirtschaftliche Folgen:

Einerseits sind 500.000 Arbeitsplätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Agrarsektors gefährdet, andererseits hat die Versiegelung auch unmittelbare Auswirkungen auf den Tourismus, denn ein so verbautes Land ist auch für den Fremdenverkehr nicht mehr attraktiv. Die Verschandelung des Landes durch Verbauung bestätigen laut einer Market-Umfrage 2014 immerhin 80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher.

Nicht die Zukunft der Kinder verbauen

Die Österreichische Hagelversicherung als Naturkatastrophenversicherer unterstützt alle Maßnahmen um den Bodenverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren, weil der Boden ein bedeutender Klimaschutzfaktor ist. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, gibt es hochgerechnet in 200 Jahren keine Agrarflächen mehr in Österreich. Es ist daher erforderlich Bewusstsein dafür zu schaffen, dass der Boden die Basis für das Leben ist. „Damit geht es bei der Bodenverbauung um die Zukunft der Versorgung Österreichs mit regionalen Lebensmitteln, um die Zukunft der nachfolgenden Generationen und damit um die Zukunft Österreichs. Denn die Landwirtschaft ist der wichtigste Sektor der Volkswirtschaft. Sie produziert das, was wir täglich brauchen und gestaltet unsere Landschaft. Und ein Land ohne Landwirtschaft wäre wie ein Körper ohne Haut, also nicht lebensfähig. Das dürfen wir nicht zulassen“, so Weinberger abschließend.

Rückfragehinweis: Dr. Mario Winkler, Pressesprecher, T. 01/403 16 81–42, m.winkler@hagel.at